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Perspektiven und Wünsche zur Auseinandersetzung mit dem eigenen Lebensende: eine Interviewstudie

H. Kukla1, A. Herrler1, J. Strupp1, R. Voltz1 (1Köln DE)


Hintergrund

Die Auseinandersetzung mit der Endlichkeit des eigenen Lebens kann möglicherweise die Haltung zum Sterben und die Akzeptanz verändern und so zu einem gesteigerten Wohlbefinden führen. Bisher fehlen Studien, die die Perspektiven von Menschen ab 80 Jahren oder mit einer lebenslimitierenden Krankheit insbesondere in Bezug auf individuelle Bewältigungsstrategien und deren Auswirkungen beleuchten.

Ziel

Exploration von Erfahrungen und Wünschen zur Auseinandersetzung mit der eigenen Endlichkeit von Menschen ab 80 Jahren und Menschen mit einer lebenslimitierenden Krankheit.

Methode

Es wurden 20 halbstrukturierte Interviews mit Menschen über 80 Jahren (n = 11) und mit einer lebenslimitierenden Krankheit (n = 9) durchgeführt. Die Interviews wurden wörtlich transkribiert, nach dem Ansatz der thematischen Analyse von Braun und Clarke unabhängig von zwei Wissenschaftlerinnen kodiert und die Ergebnisse mit dem Ziel eines konsensuellen Themensystems diskutiert.

Resultate

Die Auseinandersetzung mit der eigenen Endlichkeit erfolgte durch Gespräche, handlungsbezogene Vorbereitungen des Lebensendes (z.B. Patientenverfügungen), theoretischen Wissenserwerb, eigene Erfahrungen in der Sterbebegleitung oder Selbstreflexion. Diese unterschiedlichen Ansätze gingen häufig mit positiven Gefühlen wie Erleichterung oder einem erhöhten Autonomieempfinden einher. Wenige Interviewpartner/-innen zeigten eine vermeidende Haltung zu den Themen Tod und Sterben auf, die häufig mit der Präferenz eines Fokus auf positive Inhalte im Leben einherging. Viele betonten die Sorge, eine Last für andere zu sein sowie den Wunsch, ein bleibendes Erbe zu hinterlassen. Die Möglichkeit, über todesbezogene Themen zu sprechen und das eigene Leben zu reflektieren, wurde überwiegend als wünschenswert benannt.

Schlussfolgerung

Um den psychosozialen Bedürfnissen gerecht zu werden, sollten niedrigschwellige Angebote für einen Lebensrückblick sowie zur Auseinandersetzung mit dem eigenen Lebensende etabliert werden. Somit können potenziell auch eine positive Selbstwahrnehmung, die Wahrnehmung von Lebenssinn und das Wohlbefinden verbessert werden.