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Gesundheitliche Vorausplanung: Bedürfnisse der Bevölkerung und von Fachpersonen

S. Brügger1, S. Kissmann1, B. Sottas1 (1Bourguillon)


Hintergrund

Die Corona-Pandemie hat zu Behandlungs- und Entscheidungssituationen geführt, die die Thematik der gesundheitlichen Vorausplanung in den Fokus gerückt haben. Was geschieht, wenn Menschen wegen einer Krankheit urteilsunfähig werden? Was wünschen sie sich für ihr Lebensende? Wer soll entscheiden, wenn sie es selber nicht mehr können? Dabei zeigte sich, dass diesbezüglich noch viele offene Fragen bestehen. Unklar ist z.B. wer was vorausplanen soll und kann, wer dazu beraten soll, in welcher Form die Ergebnisse festgehalten werden sollen und welche Folgen damit verbunden sind.

Ziel

Im Auftrag des Bundesamtes für Gesundheit wurde deshalb ermittelt, (1) was die Bedürfnisse der Bevölkerung im Hinblick auf die gesundheitliche Vorausplanung sind, und (2) wie die Sichtweisen der Fachpersonen in Spitälern, Pflegeheimen und im ambulanten Bereich sind, die gesundheitliche Vorausplanung umsetzen müssen.

Methode

Die Erhebung bestand aus einen qualitativen und einem quantitativen Teil:
- In ausführlichen Einzel- und Gruppeninterviews wurden insgesamt 47 Personen (Bevölkerung und Fachpersonen) zu ihren Erfahrungen und ihren Bedürfnissen zur gesundheitlichen Vorausplanung befragt.
- Parallel dazu wurde eine Online-Erhebung durchgeführt, an der rund 1200 Fachpersonen (Medizin, Pflege, Sozialarbeit, andere) teilnahmen.

Resultate

Die Ergebnisse vom Mai 2021 zeigen, dass die Bedürfnisse der Bevölkerung und der Fachpersonen im Bereich der gesundheitlichen Vorausplanung deutlich auseinander gehen. Zudem sind Gespräche (in der Familie, mit Fachpersonen, in Entscheidungssituationen) sehr viel wichtiger als die schriftliche Dokumentation der Patientenwünsche.

Schlussfolgerung

In der Präsentation wird auf die unterschiedlichen Bedürfnisse der Bevölkerung und Fachpersonen eingegangen. Es besteht ein widersprüchliches Spannungsfeld zwischen klaren Anweisungen bei Reanimation einerseits und den lebenspraktischen Sorgen andererseits. Dieses reicht weit über eine Ja/Nein-Entscheidung hinaus und es ist fraglich, ob und inwiefern die aktuell eingesetzten Instrumente zur Erfassung der Wünsche den gegenläufigen Anforderungen gerecht werden können.