FM27
Spezialisierte ambulante Palliative Care - Umgang mit betreuenden Angehörigen: Qualitative Studie
M. Reisinger1, V. Waldboth1, A. Fringer1 (1Winterthur)
Hintergrund
Betreuende und pflegende Angehörige übernehmen vielfältige Aufgaben in der Betreuung von palliativen Patientinnen und Patienten im häuslichen Umfeld. Um Notfallereignisse zu Hause bewältigen zu können, empfiehlt sich die Ergänzung des Betreuungsnetzes durch die spezialisierte ambulante Palliative Care (SAPC). Rascher professioneller Support ist in diesen anspruchsvollen Krisensituationen von den SAPC-Teams gefordert. Darüber, wie die Expertinnen und Experten der SAPC die betreuenden und pflegenden Angehörige antreffen, ist noch wenig bekannt.
Ziel
Ziel der Studie ist es, Herausforderungen zu identifizieren, denen Expertinnen und Experten der SAPC im Umgang mit den betreuenden und pflegenden Angehörigen im häuslichen Bereich begegnen. Die qualitativen Forschungsergebnisse bilden die Grundlage, um Empfehlungen im Umgang mit den Angehörigen abzuleiten.
Methode
Ein qualitatives, deskriptives Studiendesign mit Experteninterviews wurde gewählt. Der Datenanalyseprozess zur Kategorienentwicklung erfolgte induktiv mittels drei Hauptphasen des zyklischen Codierens - offenes, axiales und selektives.
Resultate
Für die zwölf Expertinnen und Experten von SAPC-Institutionen ergeben sich Herausforderungen bei mehrdimensionalen Krisensituationen. Komplexe Betreuungs- und Pflegesituationen sowie komplexe Familienkonstellationen z.B. mit Kindern, der Verarbeitungsprozess der Betroffenen und der Übergang in die Sterbephase sind wichtige Faktoren. Die betreuenden und pflegenden Angehörigen sind die Hauptakteure in diesen Krisensituationen und tragen die Hauptlast. Häufig gehen damit Unsicherheit und Erschöpfung einher. Ein später Einbezug der SAPC oder intransparente und unkoordinierte Abläufe in der interprofessionellen Zusammenarbeit steigern das Krisenpotenzial. Eine mehrdimensionale Krisensituation kristallisiert sich heraus, wenn diese komplexen Begebenheiten reziprok wirken.
Schlussfolgerung
Faktoren wie komplexe Familienkonstellationen, vor allem wenn minderjährige Kinder beteiligt sind, und schwierige Verarbeitungsprozesse von Patientinnen und Patienten und deren betreuenden und pflegenden Angehörigen stellen besondere Herausforderungen dar. Um in diesen herausfordernden Situationen professionell handeln zu können, ist die Auseinandersetzung mit den entsprechenden Themen eine wichtige Voraussetzung. Aufgrund der Ergebnisse ergeben sich mögliche neue Zielsetzungen der professionellen Pflege im Bereich der Handlungs-, Beratungs- und/oder Informationskompetenz als auch in der persönlichen Fachkompetenz als Pflegende mit Expertenstatus.